An anderer Stelle (im Blog "CW-Standby-Management") ist schon die Rede davon gewesen, dass zur Kühlung von größeren Rechenzentren zumeist auf Kaltwassersysteme mit zentraler Kaltwasserversorgung und sogenannte Umluftklimageräte in CW-Ausführung (CW = Chilled Water = Kaltwasser) zurückgegriffen wird. Die Gründe dafür liegen zumeist in der guten Skalierbarkeit und einer vergleichsweise einfachen Hydraulik.
Neben dem Kaltwasserwärmetauscher und den Ventilatoren ist das Kaltwasser-Regelventil die weitere mechanische Hauptkomponente eines Umluftklimageräts in CW-Ausführung. Je nach hydraulischem System und eingesetzter Pumpenart (drehzahlgeregelt oder mit konstanter Drehzahl) sind in der Vergangenheit entweder 3-Wege- oder 2-Wege-Regelventile zum Einsatz gekommen. Seit einiger Zeit werden jedoch auch häufiger sogenannte "Druckunabhängige" oder "Differenzdruckunabhängige" 2-Wege-Regelventile oder -kugelhähne eingesetzt.
Um die Funktionsweise und Vorteile dieses Differenzdruckunabhängigen Regelventils besser zu verstehen, müssen wir uns kurz ein paar hydraulische Grundlagen in Erinnerung rufen:
- Ein Regelventil stellt sicher, dass ein Wärmetauscher immer mit der korrekten Wassermenge für den aktuellen Betriebspunkt oder Kühlbedarf (Volllast oder Teillast) versorgt wird. Die zugehörige Ventilstellung bzw. der Ventilöffnungsgrad wird über ein externes Regelsignal vorgegeben.
- Die Ventilgröße (Stichworte: kvs-Wert, Ventilautorität) muss in Abhängigkeit der benötigten Wassermenge (Volllastbetrieb) sowie des wasserseitigen Druckverlustes über den Wärmetauscher ausgelegt werden.
- Der aus der Ventilberechnung resultierende Druckverlust über das Regelventil wird auch als "Differenzdruck" bezeichnet. Dieser Differenzdruck und der Druckverlust des Wärmetauschers müssen korrekt aufeinander abgestimmt sein:
- Differenzdruck zu klein (= Ventil zu groß): Ventil arbeitet nur in einem kleinen Hubbereich, Beeinträchtigung der Regelgüte sowie instabiles Regelverhalten (Schwingungen) möglich
- Differenzdruck zu groß (= Ventil zu klein): starke Geräuschentwicklung und Kavitation möglich, Verbrauch von unnötiger Pumpenenergie
- In jedem hydraulischen System variieren die Druckverhältnisse über die Ventile, Wärmetauscher und Rohrleitungen je nach Netzart, Einbauort und Entfernung zur Pumpe sowie in Abhängigkeit von den Lastbedingungen.
- Ausschlaggebend für die Größe und Einstellung der Pumpe ist die Sicherstellung, dass dem letzten Verbraucher im System immer die erforderliche Volllast-Wassermenge zur Verfügung gestellt wird und dass der zugehörige Differenzdruck überwunden werden kann.
- Je dichter ein Verbraucher (z. B. ein CW-Umluftklimagerät) an der Pumpe liegt, desto mehr Volumenstrom stellt sich ein, und ohne einen sogenannten "Hydraulischen Abgleich" steigt auch der Differenzdruck über das Regelventil dieses Verbrauchers an. Ein Hydraulischer Abgleich stellt somit sicher, dass jeder Verbraucher im System immer die erforderliche Wassermenge erhält und das Wasser nicht den Weg des geringsten Widerstands nimmt.