Serverräume mit Raumklimageräten kühlen? Für manche Rechenzentrums-Betreiber klingt das verführerisch. Zwar sind Raumklimaanlagen ursprünglich nicht für den Einsatz in Technikräumen vorgesehen; hierfür wurden Präzisionsklimasysteme entwickelt, welche die Raumtemperatur weit genauer regulieren können. Doch Raumklimageräte sind deutlich günstiger und erbringen in Tests zuweilen ähnlich gute Resultate wie ihre Verwandten. Was also sollte dagegen sprechen, sich die Investition in eine teure Präzisionsklimaanlage zu sparen und stattdessen auf Raumklimasysteme zu setzen?
Die Antwort lautet: eigentlich alles. Denn Raumklimaanlagen liegt ein völlig anderes Klimatisierungskonzept zugrunde als Präzisionsklimasystemen. Während diese zu etwa 90 % mit sensibler Kühlung arbeiten, die Raumtemperatur also tatsächlich absenken, nutzen Raumklimageräte zu etwa 40 % die sogenannte latente Kühlung. Bei dieser Klimatisierungstechnik wird nicht etwa die Raumtemperatur gesenkt, sondern vielmehr die Luft entfeuchtet – rein physikalisch gesehen findet also eigentlich gar keine Kühlung statt.
Das scheint zunächst absurd, hat aber sehr wohl seinen Sinn. Denn Raumklimageräte sollen ein Raumklima schaffen, das Menschen als komfortabel empfinden. Das menschliche Temperaturempfinden aber hängt mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Nimmt diese ab, wird ein und dieselbe Temperatur von Menschen als kühler wahrgenommen. Diese Differenz von tatsächlicher und gefühlter Raumtemperatur machen sich Raumklimasysteme zunutze: Sie entziehen der Luft zunächst Feuchtigkeit und gehen erst dann zur physikalisch nachweisbaren sensiblen Kühlung über, wenn der Effekt der Entfeuchtung allein nicht mehr ausreicht.
Beide Leistungen werden letztlich nur von Präzisionsklimasystemen erbracht, die allein schon aus diesem Grund die einzig sinnvolle Lösung für die Klimatisierung von Serverräumen darstellen. Darüber hinaus realisieren sie konsequent eine sensible, physikalisch nachweisbare Temperaturabsenkung und entfeuchten die Räumlichkeiten allenfalls bei Bedarf. Die Gefahr elektrostatischer Entladungen wird so nicht unnötig erhöht; auch steht nicht zu befürchten, dass sich die Anlage zwischenzeitlich ausschaltet. Die Raumtemperatur bleibt somit konstant und lässt sich zudem weit genauer einregeln als mit Raumklimageräten.
Bei einer Präzisionsklimatisierung beträgt die Abweichung von der eingestellten Temperatur nicht mehr als 1 °C. Auch bei der Energieeffizienz der Anlage müssen keine Abstriche gemacht werden, da sie von vorneherein darauf ausgelegt ist, das in Technikräumen angestrebte Raumklima zu erzeugen. Die Investition in ein Präzisionsklimasystem lohnt sich also in jeder Hinsicht. Wer trotz allem auf eine Raumklimatisierung setzt, erlebt oft spätestens in den Wintermonaten mit ihrer generell trockenen Luft eine böse Überraschung. Es hat denn auch schon so mancher Sparfuchs, der sich von niedrigen Anschaffungskosten und guten ersten Resultaten blenden ließ, seine Entscheidung später bereut.
Leistungsart | Präzisionsklimasystem | Raumklimasystem |
Katalogleistung | 10 kW (24 °C/50% r.F.) | 10 kW (27 °C/50% r.F.) |
Kälteleistung (24 °C/50 % r.F.) | 10 kW | 9 kW |
Latente Leistung (Entfeuchtung) | 0,5 kW (max.) | 2,5 kW |
Sensible Leistung (Absenkung der Raumtemperatur) | 9,5 kW | 6,5 kW |
Luftmenge | 1.500-30.000 m3/h (300 m3/kW) | 200-2.000 m3/h (100 m3/kW) |
Luftaustrittsgeschwindigkeit | 2-3 m/s | 0,15-0,5 m/s |